Eine Reise voller Liebe, Sinn und Kreativität mit Lucrecia Laurel
Bevor sie ihr Yogashala gründete, betrachtete Lucrecia die Welt durch eine Kamera. Ihre Leidenschaft für die Fotografie, inspiriert von Abenteuermagazinen, Theater, Mode und Anthropologie, lehrte sie, das Wesentliche wahrzunehmen und mit Liebe zu schauen. Diese Sensibilität in ihrem Blick, sowohl auf andere als auch auf sich selbst, eröffnet uns eine neue Art, Yoga zu erleben und zu teilen.
Lucre fand im Ashtanga eine Meditation in Bewegung und in der Mysore-Praxis einen intimen Dialog mit sich selbst. Einen Ort, an dem Licht und Schatten, die A-Seite und die B-Seite des Daseins zusammenkommen. Ein Raum, um mit dem Wesentlichen in Kontakt zu treten, mit dem, was man nicht immer sieht, sondern fühlt.
In diesem Interview erzählt Lucrecia, wie Yoga zu ihrem Lebensweg wurde, wie verschiedene Städte ihre Praxis prägten und warum sie Lado B Yoga als ihr persönliches Refugium in Madrid gründete. Eine Reise, die uns nach Frankreich, Argentinien, Indien und Los Angeles führt. Vom Aikido-Tatami zur Yogamatte.
Entdecke ihre faszinierende Geschichte und wie Yoga, Fotografie und ihre bedingungslose Liebe zu Tieren ein Universum bilden, durch das wir das Leben auch jenseits des Yoga erfahren können.
______________________
Du hast deinen Yogaweg mit 18 Jahren begonnen, nachdem du Aikido praktiziert hattest. Wie verlief dieser Übergang vom Tatami zur Matte und was brachte dich dazu?
Als Jugendliche praktizierte ich Aikido und diese Erfahrung lehrte mich, über den Körper wieder in meine Mitte zu finden. Jahre später, als ich mein Studium in Santa Monica begann, verlor ich dieses Zentrum. Ich fühlte mich orientierungslos und suchte nach einer körperlichen und spirituellen Praxis, die mir half, zu mir zurückzukehren. Das führte mich in ein gemeinschaftliches Yogastudio, wo ich zum ersten Mal wirklich mit der Praxis in Berührung kam. Der Schritt vom Tatami zur Matte entsprang dem Bedürfnis, meinen freien Geist mit einer Praxis der Präsenz und Konzentration auszugleichen.
Ich suchte eine körperliche und spirituelle Praxis, die mir half, zu mir zurückzukehren

Lucrecia ist eine Oléyoga-Botschafterin. Erhalte 15 % Rabatt mit dem Code: LADOB
Erinnerst du dich an deine erste Yogastunde? Was hast du gefühlt und wann wusstest du, dass Yoga ein essenzieller Teil deines Lebens werden würde?
Ja, ich erinnere mich an diesen Tag. Am meisten beeindruckten mich die Empfindungen der Körpergeometrie. Plötzlich formte ich Dreiecke und spürte den Energiefluss wie eine Pyramide in Trikonasana oder eine Linie in Samasthiti. Ich fühlte, wie diese Formen mir halfen zu atmen, mich zu konzentrieren und zu fließen.
Diese erste Erfahrung, meinen Körper mit Ruhe und Präsenz zu bewohnen, war eine Offenbarung. Ich spürte, dass ich meinen aktiven, rebellischen Geist mit einer Disziplin verbinden konnte, die meinen Körper respektierte und zentrierte.
Mit diesen Eindrücken probierte ich verschiedene Lehrer aus und eines Tages dachte ich beim Beobachten: „Ich würde gerne an ihrer Stelle stehen und Yoga mit anderen teilen.“ Einige Jahre später, nach meinem Abschluss in Fotografie, schenkte ich mir selbst meine Hatha-Yoga-Zertifizierung..
Dieses Gefühl, meinen Körper mit Ruhe und Präsenz zu bewohnen, war eine Offenbarung
Was motivierte dich zu unterrichten und wie war deine erste Erfahrung als Lehrerin?
Die Motivation entstand aus der Freude, die mir die Praxis schenkte. Es fühlte sich wie eine wunderschöne Möglichkeit an, meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Außerdem hatte ich bereits beim Unterrichten von Aikido für Kinder gespürt, wie erfüllend es ist, etwas weiterzugeben, das mir selbst guttut.
Ich schrieb mich in der White Lotus Foundation in Santa Barbaraein und lernte Anatomie, Philosophie, Klassenaufbau und den bewussten Einsatz der Stimme. Direkt nach der Ausbildung begann ich, im Garten einer Freundin in Santa Monica zu unterrichten. Von der ersten Stunde an fühlte es sich ganz natürlich für mich an. Später, in Buenos Aires, unterrichtete ich weiter in meinem Foto-Home-Studio gegen Spenden oder Tausch: Meine Schüler brachten Kartoffeln oder Salat statt Geld. Es war eine wunderschöne und freie Art, das Unterrichten zu beginnen.

Du hast in Los Angeles, Buenos Aires, Paris, Indien und Madrid praktiziert und unterrichtet. Was hat dir jede Phase gegeben und wie haben dich so unterschiedliche Kulturen geprägt?
In so verschiedenen Orten zu leben und zu praktizieren hat meinen Yogaweg enorm bereichert. In Los Angeles entdeckte ich Yoga in einem Umfeld, in dem Körperlichkeit, Ästhetik und Spiritualität miteinander existieren. Es war die Wiege des modernen Yoga und öffnete mir die Tür zu einer Praxis voller Neugier und Freiheit. In Buenos Aires begegnete ich der traditionellen Linie durch meinen ersten Ashtanga-Lehrer Pablo Pirillo.
Dann reiste ich nach Indien und praktizierte bei Rolf und Marci Naujokat in Goa, wodurch ich direkt mit der Wurzel der Tradition verbunden war. In Paris praktizierte ich bei Linda und Gérald, sehr traditionellen Lehrern mit offenem Blick, und dort begriff ich die Bedeutung der Lehrer-Schüler-Beziehung. Später zog ich nach Spanien und in Madrid fand ich zurück zu meiner täglichen, unabhängigen und konstanten Ashtanga-Praxis.
Jede Stadt hinterließ eine Lehre. Los Angeles schenkte mir Offenheit, Buenos Aires Disziplin, Indien Essenz, Paris Reflexion über die Beziehung zum Lehrer und Madrid die Bedeutung der Selbstpraxis und Beständigkeit.
Jede Stadt hinterließ eine Lehre. Buenos Aires Disziplin, Indien Essenz, Paris Reflexion und Madrid Selbstpraxis und Beständigkeit.
Du bist die Gründerin von Lado B Yoga in Madrid. Was bedeutete es für dich, deine eigene Shala zu eröffnen und was möchtest du deiner Community vermitteln?
Lado B Yoga entstand aus einem sehr persönlichen Raum. Viele Jahre war Yoga meine „andere Seite“, während ich hauptsächlich als Fotografin arbeitete. Es war mein privater, stiller Raum, mein Ausgleich. Plötzlich schob mich das Universum dazu, es anders zu teilen. Die Schüler ermutigten mich und fast ungeplant nahm das Shala Form an.
Lado B zu eröffnen war notwendig, um mein eigenes Universum zu entfalten, nicht nur die Ashtanga-Praxis, sondern auch Kreativität, Fotografie und Introspektion. Durch Yoga fand ich Balance, Präsenz und Verbindung und genau das möchte ich weitergeben. Denn zum Körper zurückzukehren bedeutet, zum Zentrum zurückzukehren.
Der Name Lado B symbolisiert die „andere Seite“ des Lebens. Einen intimen und manchmal verborgenen Raum, der uns hält und ausgleicht. Die B-Seite ist nicht dunkel, sondern der Punkt, an dem Gegensätze sich umarmen und uns erinnern, dass es ohne Dunkelheit kein Licht gibt. Deshalb lade ich jeden ein, seine eigene B-Seite zu kultivieren, als tägliches Refugium für Präsenz und Selbstwahrnehmung.
Durch Yoga fand ich Balance, Präsenz und Verbindung

Folge Lado B auf Instagram @ladobyoga
Du praktizierst und unterrichtest Ashtanga im Mysore-Stil. Was schätzt du an dieser Methode und wie hat sie dein Verständnis von Yoga verändert?
Am meisten schätze ich die Tiefe, die durch Wiederholung entsteht. Die Ashtanga-Serie hat eine klare Struktur, aber die Transformation geschieht innerhalb dieser täglichen Wiederholung. Tag für Tag gehst du durch die gleichen Haltungen und entdeckst neue Feinheiten im Atem, im Blick oder in der Energie, die sich im Körper bewegt.
Die Praxis wird zu einem Spiegel. Es geht nicht darum, jeden Tag etwas Neues zu lernen, sondern die Wahrnehmung zu verfeinern und den Atem führen zu lassen. Für mich bietet Mysore Freiheit innerhalb einer Struktur. Die Sequenz hält dich, aber in diesem Rahmen gibt es unendliche Möglichkeiten.
Jede Praxis ist einzigartig und darin liegt die Magie. Wiederholung lehrt dich Präsenz und Wertschätzung für kleine Veränderungen. Es ist wie das Beobachten einer Landschaft. Sie wirkt gleich, verändert sich aber jeden Tag.
Jede Praxis ist einzigartig und darin liegt die Magie. Es ist wie eine Landschaft, die sich jeden Tag verändert
Was genießt du am meisten, wenn du deine Schüler unterrichtest, und welche Werte möchtest du vermitteln?
Am meisten berührt mich zu sehen, wie die Praxis Menschen verwandelt. Ihr Enthusiasmus, ihr Wohlbefinden und die leuchtende Energie im Raum. Es berührt mich, ihre Freude und den Wunsch zu sehen, auf die Matte zurückzukehren. In jeder Stunde betone ich Beständigkeit, Geduld und eine positive Haltung. Yoga bedeutet nicht nur Körperhaltungen, sondern mit Liebe durch den Prozess zu gehen.
Wenn ein Schüler nach großem Einsatz etwas erreicht, das vorher unmöglich schien, feiern wir es gemeinsam. Es wird zu einer Lektion in Geduld, Ausdauer und Vertrauen. Manchmal gehst du frustriert nach Hause, weil die Praxis sensible Punkte berührt oder dich an deine Grenzen bringt. Auch das gehört zum Weg. Lernen zuzuhören und sich selbst zu halten. Vor allem wünsche ich mir, dass die Praxis ein Leben lang nachhaltig bleibt.
Am meisten genieße ich zu sehen, wie die Praxis Menschen verwandelt.

Ashtanga ist dynamisch und anspruchsvoll. Was rätst du Anfängern, die auf Hindernisse stoßen?
Als Erstes rate ich, sich nicht zu vergleichen und sich nicht zu sehr an sozialen Medien zu orientieren. Heute sehen wir viele fortgeschrittene Haltungen online und das erzeugt oft Frustration. Im Yoga geht es darum, den Atem mit der Bewegung zu synchronisieren. Von da aus wird der Körper stärker und flexibler, ohne Zwang. Fortgeschrittene Haltungen kommen irgendwann oder vielleicht nie, doch das bestimmt nicht die Tiefe der Praxis.
Das Ashtanga-System führt dich Schritt für Schritt und genau das ist so kraftvoll. Deshalb empfehle ich, dem Rhythmus der Praxis zu vertrauen und den Weg zu genießen. Yoga wird transformativ, wenn Hingabe und Liebe zum Prozess da sind, nicht Druck. Ich empfehle zu praktizieren aus Freude und innerem Wunsch, jeden Schritt zu genießen und den eigenen Zeiten zu vertrauen.
Yoga wird transformativ, wenn Hingabe und Liebe den Weg leiten.
Neben deiner Arbeit als Yogalehrerin bist du Fotografin. Wie entstand deine Leidenschaft für die Kamera und was fühlst du, wenn du fotografierst?
Meine Liebe zur Fotografie entstand fast zufällig. Als ich mein Studium in Los Angeles begann, belegte ich aus Neugier einen Fotokurs und verliebte mich sofort darin. Später studierte ich Bühnenbild und Sozialanthropologie und stellte schließlich fest, dass die Fotografie all diese Leidenschaften vereint. Welten zu komponieren und Menschen zu beobachten.
Ich glaube, meine Liebe zur Fotografie wurde aus meiner Liebe zur Welt geboren. Zur Natur, zu Menschen, Kulturen und Farben. Wenn ich fotografiere, fühle ich Emotion und eine tiefe Verbindung zum jetzigen Moment. Fotografieren ist eine Art Meditation. Es verlangt Aufmerksamkeit und Sensibilität, um die Schönheit zu entdecken, die überall vorhanden ist..
Fotografieren ist eine Form der Meditation

Du arbeitest als Modefotografin im Laurel Studio und widmest dich bei WeWalk Studio auch der Tierfotografie. Was inspiriert dich an Tieren und warum ein eigenes Projekt?
Hunde waren entscheidende Lehrer in meinem Leben. Sie haben mich reine Liebe gelehrt. Eine Liebe ohne Bedingungen und ohne Urteil. Sie haben nicht die Rationalität oder die Komplexität der Menschen. Sie brauchen nur Liebe, ein Dach und Essen. Ihre Einfachheit erinnert uns daran, was wirklich zählt. Unsere Verbindung zur Natur ist essenziell. Was mich dazu inspiriert, sie zu fotografieren, ist genau diese reine und ehrliche Energie.
Mit Tieren zu arbeiten bedeutet, dass alles echt ist. Keine Masken, keine erzwungenen Posen. Es gibt Emotion, Spiel und Vertrauen. Deshalb entstand WeWalk Studio, mein Fotoprojekt für Haustiere, um diese besondere Verbindung zwischen Mensch und Tier zu feiern. Diese einfache und echte Liebe.
Hunde lehren dich die Reinheit der Liebe, eine Liebe ohne Bedingungen und Urteil
Wenn du auf zwei Jahrzehnte zwischen Yoga, Fotografie und deinen Tieren zurückblickst, welche Hauptlehre nimmst du mit?
Wenn ich alles zusammenfasse, lautet die größte Lehre: Liebe. Liebe als Haltung dem Leben gegenüber. Liebe zu dem, was man tut, Liebe zum gegenwärtigen Moment und Liebe, selbst in schwierigen Phasen. Yoga lehrte mich die Bedeutung des Atems, der Präsenz und der Selbstannahme. Fotografie lehrte mich, aufmerksam zu schauen und Schönheit im Alltäglichen zu finden. Tiere lehrten mich bedingungslose Liebe. Am Ende fließt alles in dieselbe Richtung. Ein Leben voller Liebe, Dankbarkeit und Offenheit. Alles verändert sich, Orte, Menschen, Phasen. Das Einzige, was bleibt, ist die Art, wie wir entscheiden zu lieben.
Das Einzige, was bleibt, ist die Art, wie wir entscheiden zu lieben.
Gibt es einen Satz, einen Gedanken oder ein Lied, das dich immer begleitet und das du teilen möchtest?
Ja, es gibt zwei Sätze, die mich immer begleiten. Einer stammt von Bob Marley: “The sun is shining, the weather is sweet”, Er erinnert mich daran, dass die Sonne immer wieder zurückkehrt, selbst nach einem Sturm. Der andere lautet “Just keep walking” denn das Leben ist wie Yoga. Weitergehen, einen Schritt und einen Atemzug nach dem anderen.
______________________
Durch ihre Worte lädt uns Lucrecia ein, unsere B-Seite zu ehren. Sie lädt uns ein, zum Körper zurückzukehren, um unser Zentrum zu finden, und erinnert uns daran, dass die Praxis, wie das Leben, sich verwandelt, wenn wir lernen aufmerksam zu schauen. Auf uns selbst, auf andere und auf die Welt, die uns umgibt.
Ihre Geschichte erinnert uns daran, dass Wiederholung keine Routine ist, sondern ein Tor zu Sensibilität und Präsenz. Dass jede Veränderung, jeder Lehrer und jeder Schritt, sogar die unsicheren, Teil des Weges sind. Und all das führt zu einer klaren Lehre: Liebe ist eine Haltung dem Leben gegenüber.
Die Liebe zum Körper, der sich verändert, zur Praxis, die wächst, zu den stillen Momenten, die herausfordern, und zu den Verbindungen, die uns halten.
Danke, Lucre, @ladobyoga dass du uns erinnerst, dass das Licht in dieser B-Seite wohnt. In dem Weg, uns selbst durch den Körper und die Präsenz zu entdecken.



